15.06. bis 24.06.2013

Von Ayder in der Türkei fuhren wir los nach Georgien. Entgegen dem, was wir gehört hatten, war der Grenzübergang nicht besonders überlaufen, und die georgischen Grenzbeamten arbeiteten speditiv. Nach der Kontrolle aller Ausweise, dem Stempel in den Pass und einem freundlichen „Welcome to Georgia“ von der Zollbeamtin waren wir drin.

Wir fühlten uns wie in einer anderen Welt. Wir merkten gleich, dass wir uns nicht mehr in einem islamisch geprägten Land befinden und die Gebäude und die sonstige Infrastruktur hatten einen leichten Touch aus der früheren Zugehörigkeit zur Sowjetunion. Auch die Autos auf der Strasse schienen nochmals ein paar Jahre älter zu sein als diejenigen in der Türkei. Und der Fahrstil der Georgier war auch um einiges abenteuerlicher (die Auto‘s sahen auch entsprechend aus) …

Als erstes steuerten wir die am Schwarzen Meer gelegene Stadt Batumi an. Wir fanden ein Hotel, wo wir im Garten zelten konnten. Der Hotelbesitzer liess es sich partout nicht nehmen, mit uns am Abend eine private Stadtrundfahrt inklusive Einladung zu Glacé und der örtlichen Kaffeespezialität zu machen. Als er uns nach 22.00 Uhr im Stadtzentrum „entliess“, hatten wir noch nichts zu Abend gegessen, noch keine Lari (georgische Währung) besorgt und überhaupt keine Ahnung, wohin wir gehen sollten. Zum Glück konnten wir die verbleibenden Lira von der Türkei in einer kleinen Wechselstube tauschen und fanden bald ein Restaurant, dass auch um 23.00 Uhr noch warme Mahlzeiten anbot. Nach der langersehnten Mahlzeit schlenderten wir noch ein bisschen durch das Stadtzentrum. Batumi gibt sich modern und herausgeputzt. Es hat  viele neue, prunkvolle Hochhäuser, welche in der Nacht kreativ beleuchtet werden, Springbrunnen mit Musikchoreographie, schön renovierte alte Häuser und Palais‘ und einen pulsierenden Quai, welcher sich kilometerweit entlang der Küste erstreckt. Wir spazierten dem Quai entlang zurück zum Hotel.

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Tags darauf folgte der erste geplante Offroad-Abschnitt unserer Reise. Von Batumi aus fuhren wir über den Goderdzi-Pass nach Achalzhike. Ein Abschnitt von etwa 80 Kilometern führte auf Schotter- und Erdpiste über den 2025 Meter hohen Pass. Es machte Spass so unterwegs zu sein, auch wenn wir am Abend ziemlich müde und verschwitzt in Achalzhike ankamen. Einzig der rege Verkehr über den Pass trübte den Offroadspass ein bisschen.

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Am nächsten Tag hatten wir eine Verabredung. Wir trafen Hansjörg und Uschi, die wir aus unserem heimatlichen Nachbardorf kennen. Sie sind mit ihrem 4×4 ebenfalls in Richtung Mongolei unterwegs, fahren jedoch eine etwas andere Route als wir (mit Abstecher über den Pamir-Highway). Zusammen besuchten wir das Kloster Vardzia, ein in den Berg gebautes Höhlenkloster. Es wird vermutet, dass das Kloster aus insgesamt 2000 Räumen besteht, es wurden jedoch nicht alle Räume freigelegt. Mehrere Räume und Etagen des Klosters, das übrigens immer noch von Mönchen bewohnt wird, wurden durch Felsabbrüche infolge von Erdbeben offen gelegt. Der Blick auf diesen Teil der Anlage  führte uns vor Augen, wie ausgeklügelt das ganze System mit all seinen Wohnräumen, Ställen, Lüftungs-, Flucht- und Fallschächten war. Leider war auch hier nichts angeschrieben, so dass wir unserer Phantasie freien lauf lassen mussten / konnten. Am Abend campierten wir unterhalb des Klosters und wurden von Hansjörg und Uschi kulinarisch verwöhnt. So fein hatten wir schon lange nicht mehr gegessen! Leider regnete es an diesem Abend wie aus Kübeln und das Freiluft-Esszimmer wurde kurzerhand ins Auto verlegt. Mit dem Camper unterwegs zu sein, hat schon seine Vorteile.

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Am Morgen durften wir dann auch noch ein leckeres und ausgiebiges Frühstück, inklusive selbst gemachtem Brot und Joghurt geniessen. Und wir wurden auch noch mit einem Schweizer Fondue für allfällige kalte Tage ausgestattet.

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Nach der Verabschiedung machten wir uns auf in Richtung Tbilisi, der Hauptstadt von Georgien. Wir fuhren über eine wunderschöne Hochebene (auf 2000 M.ü.M.) vorbei an Wäldern und Seen und mit Blick auf die Berge des Kaukasus. Die Landschaft war sehr interessant, die Strasse war in einwandfreiem Zustand und es herrschte nur wenig Verkehr.

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Dass wir uns Tiflis näherten, merkten wir am zunehmenden und hektischer werdenden Strassenverkehr. Wir wurden links und rechts überholt, manchmal auch gleichzeitig auf beiden Seiten. Relativ spät und müde kamen wir in Tiflis an und nisteten uns im erstbesten Hotel ein. Levan, der Hotelbesitzer, offerierte uns zur Freude des Tages noch hauseigenen Wein. Zuerst waren wir ein wenig skeptisch (man hört und liest so einiges von den hausgekelterten Weinen in Georgien), aber wir wurden eines Besseren belehrt. Zum feinen Wein genossen wir georgischen Käse, Chingali (georgische Teigtaschen, sehr fein!) und unterhaltsame Gespräche mit Levan.

Nachdem wir in der dortigen Yamaha-Garage einen Servicetermin vereinbart hatten, schauten wir uns Tbilisi an. Tbilisi ist sehr lebhaft, verwinkelt und auf den ersten Blick unübersichtlich. Nachdem wir uns jedoch ein bisschen orientiert hatten, begann uns die georgische Hauptstadt zu gefallen. Die Strassen und Gassen sind verwinkelt, und das Stadtbild wird von zahlreichen alten Gebäuden geprägt. Viele dieser Häuser sind leider in schlechtem Zustand, und nicht wenige sind eingestürzt. Wir haben sogar Gebäude entdeckt, welche in den unteren Etagen bewohnt werden, obwohl die oberen Stockwerke eingebrochen sind. Aber es gibt auch Quartiere, die bereits komplett renoviert wurden und wieder in neuem, alten Glanz erstrahlen. Die Stadt steht im Wandel, was von einigen sehr modernen (und abstrakten) Bauten widerspiegelt wird und ihr noch mehr Kontraste verleiht. Nachdem wir zu Beginn mit „Chaos“ etwas überfordert waren, haben uns ihr Charme und Charakter immer mehr eingenommen. Da uns das gewählte Hotel zu teuer war, zogen wir nach drei Nächten ins Green House Hostel um, wo wir wiederum Traveller trafen und interessante Geschichten austauschen konnten und noch weitere drei Tage verbracht haben.

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Von Tbilisi aus machten wir uns auf den Weg Richtung Stepanzminda (früher Kazbegi), der letzten georgischen Ortschaft vor der russischen Grenze. Die Fahrt führte durch eine Landschaft mit üppig bewachsenen Hügel, welche bald in eine imposante Bergwelt hinüber ging. Auf dieser Strecke konnten wir zum zweiten Mal auf dieser Reise Offroad-Luft schnuppern, da sich die Strasse über den Kreuzpass im Bau befindet. Weil aber alle anderen Landesgrenzen zwischen Russland und Georgien geschlossen sind, war der Verkehr dennoch ziemlich rege.

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In Stepanzminda bezogen wir Quartier im Hostel von Nana, „Nove‘s Headquarter“. Das Hostel ist einfach aber sauber und die Gastgeber sehr herzlich. Am Abend wurde es sehr kühl und es botsich regelrecht an, das mitgenommene  Fondue zu geniessen. Was für eine Wohltat! Tags darauf gönnten wir gönnten uns einen Ruhetag und unternahmen eine kleine Wanderung zu einer nahegelegen Kirche, von wo wir eine atemberaubende Aussicht auf die umliegenden 5000er hatten. Nur der Kazbegi, Georgiens scheinbar fotogenster Gipfel, versteckte sich hinter dicken Wolken. Wieder im Hostel zurück, erledigten wir die letzten Vorbereitungen für die Weiterfahrt nach Russland. Am 24. Juni passierten wir die Grenze nach Inguschetien.

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Georgien – unsere Eindrücke in Kurzform:

  • 1’091 gefahrene Kilometer in 9 Tagen
  • Faszinierendes Tiflis
  • Alt und modern
  • Bergwelt
  • Halsbrecherische Überholmanöver

 

Georgien
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8 Gedanken zu „Georgien

  • Hoi Zäme!
    Heute, Montag Morgen, entdeckte ich auf meinem Compi Euren neuesten Bericht. Sofort habe ich mit Interesse Eure Erlebnisse mitverfolgt. Wirklich toll, was Ihr alles erlebt.
    Vor allem freut es mich, dass Ihr bis heute keine Probleme gehabt hatten. Ich wünsche Euch weiterhin gute Fahrt und freue mich schon heute auf Euren nächsten Bericht.
    Gruss Albert

    1. hallo marko,
      wenn du denn newsletter abonnierst, bekommst du eine mail mit einem link, den musst du dann nochmals bestätigen. danach sollte es klappen….
      viele grüsse
      markus

  • Hallo zäme,
    herzlichen Dank für Eure spanneden Reiseberichte. Es freut uns sehr, dass bei Euch Alles so rund läuft.
    Wir warten jetzt schon auf die neuen Erlebnisse und wünschen Euch
    weiterhin eine gute Zeit.
    Liebi Grüess Köbi u. Ruth

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