13.09.2013 bis 04.10.2013
Vielleicht war es doch keine so gute Idee gewesen, für unser Fluggepäck auf dem Markt in Ulaanbataar Lebensmittelsäcke mit Schweineaufdruck zu kaufen. Unsere Kleider und persönlichen Dinge, welche wir nicht mit dem restlichen Material in den Motorradtransportboxen verfrachten liessen, hatten wir in diese Säcke gepackt und als Fluggepäck aufgegeben. Erst als wir nach 30 Minuten immer noch vergeblich nach unseren „Säuli“ – Bags Ausschau hielten, kam uns in den Sinn, dass diese vielleicht direkt in die Quarantäne gebracht würden. Nach weiteren 15 Minuten und immer weniger Gepäck auf dem Förderband kamen sie dann aber zum Vorschein, und wir konnten den Ankunftsbereich endlich verlassen. Wir hatten es eilig, denn wir wurden erwartet! Karin, unsere Freundin von zu Hause, war seit einigen Tagen in Vancouver, um uns auf unserer grossen Reise zu besuchen und für ein paar Tage zu begleiten. Und als wir zur Tür raus waren, konnten wir sie endlich in die Arme schliessen.
Nachdem wir uns mit viel Kaffee gestärkt hatten, machten wir uns auf zur Frachtabteilung, um uns nach unserem Motorrädern zu erkundigen. Der Zollabwicklung schauten wir gespannt entgegen, da wir die Motorräder trotz ausgiebigem Schrubben und Waschen einfach nicht sauber gekriegt hatten. Der Zollbeamte gab uns jedoch alle Stempel, ohne einen einzigen Blick in die Kisten werfen zu wollen. So einfach hatten wir uns das nicht vorgestellt. Die Motorräder konnten wir noch einen weiteren Tag im Frachtlager stehen lassen, so dass wir am nächsten Tag das für den Zusammenbau benötigte Material (Öl, Ölfilter und einige Werkzeuge) besorgen konnten. Der Zusammenbau nahm einen ganzen Nachmittag in Anspruch, aber wir waren glücklich, unsere Töffs unversehrt vorzufinden und endlich wieder darauf fahren zu können.
Nach einem weiteren Tag in Vancouver verliessen wir die Stadt nun zu dritt in Richtung Vancouver Island. Wir hatten uns entschieden, auf dem Festland entlang der Sunshine Coast nach Powell River zu fahren, und von dort mit der Fähre auf die Insel überzusetzen. Leider machte die Küste ihrem Namen keine Ehre, es regnete immer wieder, und wenn es nicht regnete, so war es grau und verhangen. Auch war es nach den ersten drei äusserst warmen Tagen in Vancouver nun kühl geworden, und Abends mussten wir uns mit Campingfeuer warm halten.
Vancouver Island hat uns landschaftlich sehr gut gefallen. Die ausgedehnten Wälder und der Kontrast von Küsten- und Berglandschaften entsprachen ganz und gar unseren Erwartungen. Sogar eine Bärenmutter mit ihren zwei Jungen konnten wir von der Strasse aus erblicken. Auch wenn das Ereignis nach wenigen Sekunden vorüber war und die Bären sich schleunigst im Wald verzogen, freuten wir uns darüber! Wir hatten noch nie zuvor wilde Bären gesehen.
Wegen des anhaltenden Regens entschieden wir uns, unseren Aufenthalt auf Vancouver Island einen Tag früher als geplant abzubrechen. Bei Regen und Kälte machen Campen und Motorradfahren wirklich keinen Spass! So nahmen wir am Abend die Fähre zurück nach Vancouver und quartierten uns wieder bei unserem AirBnB – Gastgeber Paul ein.
Den letzten Tag von Karins Besuch verbrachten wir mit Stadtbummel, essen und plaudern. Karin, schön dass Du uns auf unserem Abenteuer begleitet hast, wir haben die gemeinsame Zeit und die schönen Erlebnisse sehr genossen! Wieder zu Zweit blieben wir noch zwei weitere Tage in Vancouver.
Von Vancouver schlugen wir den Weg zu den Rocky Mountains ein. Unsere Route führte uns wiederum durch typische kanadische Landschaften, also viel Wald, Flüsse und Berge und über weite Strecken dünn besiedelte Gebiete. Wir wählten mehrheitlich die Hauptstrassen, weil wir bei dem herrschenden Herbstwetter keine Lust auf Offroadstrecken und Umwege hatten. Nur einen kleinen Abstecher machten wir, und zwar zum Helmcken Falls, einen eindrücklichen 141 Meter hohen Wasserfall.
Kurz bevor wir Jasper erreichten, lernten wir Jody und Hendrick aus den Niederlanden kennen. Sie waren mit einem Wohnmobil auf dem Weg in die Rockies. Die beiden trafen wir in Jasper wieder, verabschiedeten uns aber nach einem kurzen „Schwatz“, weil wir für die Nacht Betten in der Jugendherberge von Jasper gebucht hatten. An Campieren war wegen der tiefen Temperaturen für uns nicht mehr zu denken. In der Nacht fielen die Temperaturen nun regelmässig unter den Gefrierpunkt, zudem benötigten wir eine heisse Dusche zum Aufwärmen.
Für den nächsten Tag nahmen wir uns den Icefield Parkway, welcher von Jasper nach Lake Louise führt, vor. Die Wettervorhersagen waren mit Aussicht auf Schnee, Eis und Temperaturen bis -9° Celsius wenig verlockend, so dass wir den Umweg via Edmonton und Calgary in Betracht zogen. Nach Abklärungen zum Strassenzustand des Icefield Parkway entschieden wir uns aber doch noch für die von uns lang ersehnte Strecke. Tatsächlich schneite es auf der Fahrt, und die Griffheizungen vermochten die klammen Finger kaum mehr zu erwärmen. Wir wurden aber trotz des garstigen Wetters mit eindrücklichen Landschaften und Beobachten von wilden Bergziegen belohnt. Die Strecke, wenn auch sehr touristisch, ist auf jeden Fall empfehlenswert, und natürlich haben wir die für den Nationalpark so typischen Fotosujets abgeknipst. Ein weiteres Sujet bot uns unser Kilometerzähler. Denn auf der Fahrt erreichten wir die Marke von 20’000 Kilometern, seit wir zu Hause abgefahren sind.
Am Lake Louise liefen wir Jody und Hendrick wieder über den Weg. Sie hatten uns bereits vor Jasper angeboten, dass wir bei ihnen im Camper (der Platz für fünf Personen bot) übernachten dürften. Dieses Angebot nahmen wir nun gerne in Anspruch, da wir uns beim Kaffee schon bis in die tiefen Nachmittagsstunden verplaudert hatten. Es wurde ein äusserst gemütlicher Abend mit Essen, Trinken und Austauschen von Reisegeschichten. Und da die Temperaturen wieder unter den Gefrierpunkt sanken, waren wir froh nicht zelten zu müssen. Am nächsten Tag verabschiedeten wir uns erst gegen drei Uhr Nachmittags von den beiden.
Von Lake Louise aus fuhren wir durch den Kootenay Nationalpark in Richtung Süden. Über Radium Hot Springs gelangten wir weiter nach Cranbrook. Schliesslich verliessen wir am vierten Oktober Kanada und reisten bei schönstem Herbstwetter in die USA ein.
Kanada: unsere Eindrücke in Kurzform
- 2’717 gefahrene Kilometer in 21 Tagen
- Besuch von zu Hause
- Regen und Schnee
- Wald, Wald, Wald
- Endlich können wir uns wieder verständigen
Hoi zusammen
Vielen herzlichen Dank für die super Bericherstattung die ihr immer macht. Wir beneiden euch für diese Erfahrung die ihr machen dürft. Auch eure Fotos sind der Hammer. Hans Portmann ist auch ständig am folgen eurer Reports. In seiner Werkstatt macht sich eines eurer Fotos sehr gut inmitten der Bikes.
Also, weiterhin viel Glück und Segen auf eurer Weiterreise.
Warte schon gespannt auf den nächsten «Newsletter» von euch.
LG Stefan
Hoi zäme, danke für euren Bericht und die lässigen Bilder.
Immer versuchen wir eure Reise im Atlas zu verfolgen, richtig
spannend. Nach einer hartnäckigen Grippe geht es uns nun wieder
besser und hoffen, dass ihr auch zwäg seid. Händ sorg zunenand.
Mit liebe Grüess Köbi u. Ruth