04.08.2013 bis 12.08.2013
Auf der russischen Seite des Zolls warteten bereits viele Grenzgänger. An fast allen bisherigen Posten winkten uns die Beamten und auch die Wartenden nach vorne, nachdem wir uns brav in der Reihe angestellt hatten. Also beschlossen wir dieses Mal, gleich von Beginn her die Warteschlange zu überholen und uns vorne einzuordnen. Damit war dieser russische Grenzwächter aber ganz und gar nicht einverstanden. Er machte uns unmissverständlich klar, dass wir uns hinten hätten anstellen sollen. Zur Strafe liess er uns nicht passieren und wir mussten die Motorräder an den Strassenrand rollen. Eingeklemmt zwischen Autoschlange und Zaun blieb uns kein Platz sie auf die Seitenständer abzustellen, so dass wir drauf sitzen bleiben mussten. Die Mücken nutzten die Gunst der Stunde und fielen über uns her. Erst nach einer halben Stunde konnten wir uns ein wenig mehr Raum verschaffen, so dass wir endlich absteigen konnten. Um 21.00 Uhr endlich zeigte sich der Grenzwächter versöhnlich und liess uns zum Zoll vor. Eine halbe Stunde später hatten wir alle Formalitäten erledigt und die obligatorische Versicherung abgeschlossen. Da es bereits am eindunkeln war, schlugen wir unser Zelt nur wenige Kilometer nach der Grenze in einem kleinen Wäldchen auf. Wir waren uns einig, dass wir an einem Zoll nie mehr unaufgefordert eine Warteschlange überholen werden.
Am nächsten Tag wurden wir mit einer wunderschönen Fahrt durch die abwechslungsreiche Landschaft entschädigt. Die goldgelben Sonnenblumen- und Getreidefelder, die lichten Birkenwälder und die sattgrünen Auenlandschaften wirkten nach der kargen kasachischen Steppe umso üppiger. Bedingt durch die vielen Wälder und Gewässer sanken auch die Temperaturen auf ein sehr angenehmes Niveau.
Barnaul, unser angepeiltes Tagesziel und Hauptstadt der Region Altai, erreichten wir spät. Das Hostel das wir zuvor heraus gesucht hatten, fanden wir aber auf Anhieb. In den nächsten zwei Tagen besorgten wir uns Strassenkarten, Ersatzschläuche und füllten unsere Lebensmittelvorräte auf. Die Auswahl im Supermarkt war überwältigend. Wir deckten uns mit getrockneten Gemüse, Fertigsuppen, Kartoffelstockpulver, Kondensmilch und vielem mehr ein. Zu unserer grossen Freude fanden wir sogar Original Emmi Gruyère und italienischen Parmesan. Am Abend kochten wir uns mit dem Gruyère richtige Älpler Makronen mit Apfelmus. Es war ein Festessen!
Im Hostel lernten wir Adrianne und Tyler kennen, zwei US-Amerikaner die mit ihren Fahrrädern von Bishkek nach Ulaanbaatar unterwegs waren. Da sie am selben Tag aus Barnaul abreisten wie wir, verabredeten wir uns zum gemeinsamen Campen. Die Mücken waren eine üble Plage, und es half kein Mittelchen dagegen. Wir mussten unsere Regenkombis anziehen und ein stark rauchendes Feuer entfachen, um einigermassen in Ruhe essen und plaudern zu können. Dennoch wurde es ein sehr lustiger Abend. Wir tauschten unsere Geschichten von Kirgistan und Kasachstan aus und lachten über die vielen ach so ähnlichen Erlebnisse „on the road“.
Die weitere Fahrt führte uns durch das wunderschöne Altaigebirge. Die Strassen waren gesäumt von weidenden Kühen und den für die Region typischen bunten Holzhäusern vor dem Hintergrund der Berge. Kontinuierlich gewannen wir an Höhe und befanden uns bald auf einer Höhe von 2000 Metern über Meer. Wir hatten das Hochplateau vor der Grenze zur Mongolei erreicht. Nicht nur die Höhenlage hatte sich verändert, auch das Aussehen der Einwohner wandelte sich und die mongolische Abstammung war unverkennbar.
Am 12. August fanden wir uns am Grenzübergang zur Mongolei ein. Aufgrund der Mongol Rally (siehe http://en.wikipedia.org/wiki/Mongol_Rally) warteten bereits viele Fahrzeuge. Nach unserem Erlebnis beim letzten Grenzposten reihten wir uns brav ein. Es hatten sich neben den Teilnehmern der Mongol Rally auch zahlreiche Abenteuerreisende eingefunden und wir trafen seit Almaty die ersten Motorradfahrer an. Nach fünf Stunden warten mit Gleichgesinnten konnten wir den russischen Zoll passieren. Eine perfekte Teerstrasse führte uns nochmals weiter in die Berge hinauf, bevor wir am letzten Grenzposten von Russland ankamen. Ein weiteres Mal wurden unsere Dokumente geprüft und das Tor geöffnet. Die Mongolei lag vor uns…
Russland Teil 2 – unsere Eindrücke in Kurzform:
- 1’262 gefahrene Kilometer in 9 Tagen
- Schlemmerland Russland
- Grün, grün, grün… Wälder, Wiesen, Berge!