09.06.2014 bis 20.06.2014
„Oh wie schön ist Panama“! Für den kleinen Bären und den kleinen Tiger, den Hauptfiguren aus Janoschs gleichnamigen Kinderbuch war Panama das Land der Träume, das Land, das nach Bananen roch. Wir waren gespannt, was uns erwartete, und wir freuten uns auf den weltberühmten Kanal.
Leider fing es nicht gerade paradiesisch an. Der Grenzübertritt dauerte ganze sechs Stunden! Das war ein neuer Rekord. Dass es genau in dem Moment, als wir die Helme aufsetzten, noch zu regnen begann, stimmte uns nicht gerade fröhlicher. Das anfängliche Nieseln entwickelte sich rasch zu einem ausgewachsenen Monsunregen, und so mussten wir unsere Reisegeschwindigkeit stark reduzieren. Dabei wollten wir am selben Tag noch nach Torio gelangen, wo uns Gisela und Guido erwarteten. Die beiden hatten vor einigen Jahren ihre Koffer in der Schweiz gepackt, um sich in Panama niederzulassen. Wegen der hereinbrechenden Nacht und dem anhaltenden Regen mussten wir allerdings in San Lorenzo aufhören. Das Hotel, welches wir bezogen, passte zum ganzen Tag und unsere Laune sank nochmals beträchtlich.
Am Mittag des nächsten Tages erreichten wir das Anwesen der beiden Auswanderer und wurden so herzlich begrüsst, dass der Ärger vom Vortag rasch vergessen war. Nach einem ersten Schwatz boten sie uns an, die Waschmaschine benützen zu dürfen. Tja, mehrere Wochen im feuchtheissen Zentralamerika haben wohl ihre Spuren und Düfte hinterlassen! Wir nahmen das Angebot dankend an, und bald schon waren unsere Motorradkleider wieder in einem gesellschaftstauglichen Zustand.
Zwei Nächte durften wir die Gastfreundschaft von Gisela und Guido in Anspruch nehmen, und wir genossen es in vollen Zügen. Wir wurden verwöhnt mit einem wunderschönen Ausblick auf den Pazifik, traumhaften Sandstränden, köstlichem Essen mit interessanten Gesprächen, einem erfrischenden Swimmingpool und einem herrlich bequemen Bett. Vielen Dank Euch beiden für alles!
Wohlgenährt und mit frisch gewaschenen Kleidern fuhren wir los in Richtung Panama City. Bei Sonnenschein und guter Laune konnten wir nun auch die schöne Landschaft geniessen. Bei den vielen Bananenplantagen, die wir während der Fahrt sahen, kam uns Janoschs Buch wieder in den Sinn, und was wir sahen, machte dem Titel alle Ehre. Die mit dichtem Dschungel bewachsenen Ebenen und die sich plötzlich erhebenden Berge wirkten verheissungsvoll, und wir hätten gerne einen Abstecher gemacht. Dafür blieb nun aber keine Zeit mehr, denn wir hatten ein Segelschiff für die Überfahrt nach Kolumbien gebucht. Da es durch den Dschungel des „Darien Gap“, welcher Panama mit Kolumbien verbindet, keine offiziellen Strassen gibt, blieb uns nichts anderes übrig.
Die Einfahrt in die Hauptstadt war spektakulär. Seit vielen Wochen waren wir unterwegs in Zentralamerika und haben uns an Kolonialstädte und einfache Dörfer gewöhnt. Der Anblick der Skyline der modernen Wolkenkratzer war eindrücklich.
Die Tage vor dem Segeltörn nutzten wir, um in den riesigen Shoppingzentren in Panama-Stadt ein paar zerschlissene Kleider zu ersetzen und uns die Metropole etwas genauer anzuschauen. Und endlich konnten wir auch die kleine Fotokamera, welche Markus unglücklicherweise in Mexikos Gewässern versenkt hatte, ersetzen.
Wir liessen es uns natürlich auch nicht nehmen, den weltberühmten Panamakanal zu besichtigen. Wir kamen gerade rechtzeitig zu einer Passage eines Frachtschiffes hinzu. Es war ein interessantes Schauspiel, wie das riesige Schiff zuerst von den Lotsenschiffen, dann von Zugloks in den Kanal gezogen wurde, die Schleusen sich schlossen und das Wasser auf das Niveau der nächsten Schleusenpassage angepasst wurde. Nach etwa 15 Minuten war das Frachtschiff durch, und es wurde bereits wieder alles für die nächste Passage vorbereitet. Mit unserer neu erstandenen Kamera hielten wir alles fest.
Das Museum im Visitorcenter war ebenfalls interessant, aber jetzt hatten wir es eilig. Schliesslich war das erste WM-Spiel der Schweiz gegen Ecuador bereits am laufen. Mit Guido und Myriam hatten wir uns im nahe gelegenen Yachtclub verabredet, um das Match gemeinsam mit weiteren Schweizer Reisenden zu schauen. Just zum Anpfiff der zweiten Halbzeit kamen wir im Yachtclub an. Doch wir kamen nicht dazu, das Spiel in Ruhe zu geniessen.
Kaum hatten wir uns hingesetzt, merkte Karin, dass sie die neue Fotokamera im Taxi liegen gelassen hatte! (Ihr hättet Markus’ Gesicht sehen sollen…) Glücklicherweise konnte Karin den Taxifahrer ausfindig machen. Und glücklicherweise war er ein ehrlicher Mensch, denn er hatte die Kamera sicher verwahrt und gab sie sofort zurück. Just zum Abpfiff des Matchs kam Karin mit der Kamera zurück, und alles, auch das Matchresultat, hatte ein gutes Ende gefunden.
Am nächsten Tag, dem 17. Juni, war es soweit. Es war der Tag, an welchem wir und die Motorräder einschiffen durften. Mittlerweile hatten sich im Hostel sieben weitere Motorradfahrer eingefunden, die ebenfalls mit der „Stahlratte“, wie das Segelschiff heisst, verschifften. Zu siebt machten wir uns also von Panama Stadt auf zum Küstenörtchen Carti, wo die Stahlratte vor Anker lag. Das Segelschiff wartete bereits vor dem Dock und weitere vier Motorräder standen ebenfalls zur Einschiffung bereit.
Beim Verladen der Motorräder rutschte uns das Herz mehrere Male in die Hose. An den Zweirädern wurden Seile festgezurrt und mit einem Flaschenzug vom Pier auf das Schiff gehievt. Es war definitiv kein gutes Gefühl, unsere wichtigsten Reiseutensilien über dem Wasser baumeln zu sehen. Dank der eingespielten Crew unter der Leitung von Kapitän Ludwig klappte aber alles einwandfrei. Schon nach kurzer Zeit waren alle elf Motorräder an Bord.
Den Abend verbrachten wir auf einer Insel, die von den Kuna Yala Indianern bewohnt wird. Die Kunas leben in einem autonomen Gebiet, Kuna Yala oder auch San Blas genannt, welches aus 365 Karibikinseln sowie einem kleinen Teil der Atlantikküste Panamas besteht. Die Kunas führten uns einen traditionellen Tanz vor und wir wurden mit einem fischreichen Abendessen verwöhnt. Zum Schlafen wurden uns einfache Hütten auf der Insel zugewiesen, und Karin konnte endlich mal in einer Hängematte schlafen.
Am nächsten Morgen nahmen wir an Bord der Stahlratte ein gediegenes Frühstück ein, bevor Kapitän Ludwig die Stahlratte zu einem einsamen, winzigen Eiland steuerte. Die ersten eineinhalb Tage verbrachten wir vor und auf der traumhaften Karibikinsel. Weisser Sandstrand, Palmen die bis ans Wasser reichten und ein vorgelagertes Korallenriff, welches wir schnorchelnd erforschen konnten, boten reichlich Erholung vom Motorradalltag. Am Abend wurden wir von der Crew mit einem feinem Barbecue auf der Insel überrascht.
Am frühen Morgen des zweiten Tages auf Schiff liess Ludwig den Anker lichten und wir stachen in See. Obwohl wir kaum Wellengang hatten, wurde uns vom ständigen Schaukeln bald übel. Vorausschauenderweise hatten wir uns in Panama mit Tabletten gegen Reisekrankheit eingedeckt. Weil diese bekannterweise müde machen, vebrachten wir die meiste Zeit der Überfahrt schlafend in unserer Koje.
Nach rund 30 Stunden tauchten am Horizont erste Inseln und Landmassen auf. Kolumbien lag vor uns. Und einige Zeit später zeigte sich die Stadt Cartagena. Die Motorräder wurden wiederum mit dem Flaschenzug von der Stahlratte auf ein kleines Transportfloss gehievt, um dann an Land gebracht zu werden.
Die Tage auf der Stahlratte waren ein einmaliges Erlebnis und wir werden diesen Segeltörn gerne in bester Erinnerung behalten. Wir waren aber trotzdem froh, wieder festen Boden unter den Füssen zu haben.
Südamerika und somit ein neues Kapitel unserer Motorradreise lag vor uns.
Panama und San Blas – unsere Eindrücke in Kurzform:
- 824 gefahrene Kilometer in 11 Tagen
- Erst mal ist Geduld gefragt
- Panama-City – moderne Stadt
- Ein Segeltörn – ein neues Abenteuer
- Karibisches Paradies San Blas
Danke für den wiederum Tollen Bericht und die tollen Fotos. Ich wünsche Euch eine gute weiterreise.